Plastikessen und Viehhaltung

Am Morgen waren wir in Regalbuto unser eigener Herr. Die Hausbesitzerin ist um 8 Uhr schon zur Arbeit und schickte uns eine SMS. Wir machten uns das Frühstück selbst. Es stand allerlei bereit. Kuchen, Hörnchen, Zwieback, Marmelade, Butter, Joghurt, Milch und so weiter. Und jedes der kleinen Teile war in Plastik verpackt. Man glaubt es nicht, aber nach einem solchen Frühstück war unser Magen noch nicht richtig voll, dafür aber ein ganzer Abfalleimer. Der ökologische Fußabdruck unserer Reise verschlechterte sich schlagartig. Das ist eigentlich gar nicht unsere Art, aber es müssen ja ein paar Kalorien in die Wadl, sonst ist es „Essig“ mit dem Radeln.

Nachdem wir gestern durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend mit viel Obst- und Gemüseanbau gefahren sind, bestimmen heute Schafherden und Kühe das Landschaftsbild – und auch die Geruchswelt…. Natur, so wie wir es wollen.

Wir durchqueren Sizilien weiter Richtung Nordwesten. Unser Ziel ist Gangi (gesprochen Ganschi). Hier gibt es eine schöne Geschichte:

Das Dorf wurde zum schönsten Dorf Italiens gewählt. Und jetzt verschenkt der Bürgermeister 30 Häuser. Kein Scherz. Aber mit einem Haken….

Gangi ist ein italienisches Dorf wie aus dem Bilderbuch: Kleine Steinhäuschen schmiegen sich dicht an dicht um einen Berg, überragt von mehreren Kirchen und einer Burg. In den schmalen Gassen und auf den hübschen Plätzen im Ort tummeln sich Ristoranti und kleine Geschäfte, und im Rücken des Dorfes erhebt sich majestätisch der schneebedeckte Ätna, Europas höchster Vulkan.  Falls Sie schon immer davon geträumt haben, an einem solch idyllischen Ort ein Ferienhaus zu besitzen und gleich ganz dorthin auszuwandern: Jetzt wäre die Gelegenheit dazu! Denn Gangi bietet Dutzende seiner Immobilien an – zum Nulltarif. So schön Gangi auch ist – für junge Menschen bieten sich hier nur wenig Perspektiven. Das 7000-Einwohner-Dorf liegt im Inselinneren Siziliens in der Provinz Palermo, die nächste größere Stadt Cefalù ist eine Autostunde entfernt. Deshalb sind in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Bewohner aus Gangi weggezogen, nach Palermo, Catania oder aufs italienische Festland. Viele Häuser stehen seitdem leer, verfallen langsam. Mit der Gratis-Haus-Aktion will Gangis Bürgermeister Giuseppe Ferrarello sein Dorf retten, es zu einem attraktiven Ort machen – für neue Bewohner und für Touristen. Schon gestern in Regalbuto wurde uns erzählt, dass es eine Fluchtbewegung in die Stadt gibt, dorthin, wo es Arbeit gibt. Schade für die schnuckligen Dörfer auf dem Land.

Heute sprachen uns wieder einige nette Menschen an. Wenn wir erzählen, dass wir aus Deutschland kommen, freuen sich alle. Und beinah jeder erzählt, dass er auch schon mal in Deutschland gearbeitet hat oder zumindest ein Verwandter. Alle schwärmen und kramen ihre Deutschkenntnisse hervor. Wir werden sehr gut aufgenommen.

Man sollte den Pulsmesser nicht gleich nach dem Radfahren ausschalten. Oft kommen am Abend noch Extra Etappen. So auch heute. Zum Essen gehen wir in die Altstadt. Es lohnt sich. Die Häuser stehen dermaßen eng. Die Bewohner haben nur ganz kleine Autos oder einen Roller. Alle Häuser wurden auf einen kleinen Hügel gebaut. Klein ist relativ bei 7000 Einwohner. Ja, und die Besichtigung kostete 150 Höhenmeter…. Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass wir im dritten Stock in einem kleinen Hotel wohnen und auf zwei Mal unsere Habe hochschleppen mussten. Die Höhenmeter müssen wir nachbuchen, würde ich als Banker sagen. Zu Recht…  das sagen auch unsere Beine….

Ein Kommentar zu “Plastikessen und Viehhaltung

  1. Hallo Ihr beiden Sizilianer auf Zeit !
    Wenn wir das alles so miterleben in den Berichten ,
    möchten wir auch unsere Klamotten packen und schnell
    uns der Rundreise anschließen.
    Am Abend nach erlebnisreichem Tag,dann die leckeren
    Insel typischen Häppchen.
    Weiterhin viel Spass wünschen …. Robert und Anne

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