Abschluss Alpen-Adria-Tour 2022

Der Urlaub ist nun zu Ende. Das schlechte Wetter hat uns wieder nach Kranjska Gora gespült und wir sind wohlbehalten angekommen.

770 Kilometer wurden es bei 11 Etappen. Von 6 bis 36 Grad Celsius war alles dabei. 7000 Höhenmeter waren auch damit verbunden.

Nach zwei Jahren ohne Reise in andere Länder durch die Pandemie haben wir die Freude daran nicht verloren. Im Gegenteil – wir freuen uns schon auf das nächste Radabenteuer…

Das Biathlonstadion in Pokljuka

Heute müssen wir auf ein leidiges Thema für Radfahrer kommen – den Wetterbericht. Seit einer Woche meldet er, dass es diesem Dienstag (also heute) richtig regnen wird. Normal ist die Vorhersage für eine Woche im Voraus immer so ungenau, dass sich die Prognose mehr oder weniger verändert. Doch dieses Mal ist das genau nicht der Fall. Wie angewurzelt bleibt der Tag schlecht vorhergesagt. Nur eine Gnade sollte uns wiederfahren: Mit ca. Mittag soll es noch aushalten.

Deswegen haben wir uns entschlossen, mal eine kleine Etappe mit 35 Kilometer und 400 Höhenmeter anzugehen. Vom Bohimj See nach Bled und in ein Nachbardorf. Die Tour war nach zwei Stunden abgehakt und wir an unserer nächsten, kurzfristig gefundenen Unterkunft, angekommen. Das Wetter hält vielliecht noch ein paar Stunden, oder der Regen beginnt im Nachbartal. Deswegen habe ich es riskiert noch eine Nach-Mittags-Tour zu machen. Schon bei unserem letzten Slowenienurlaub vor einigen Jahren wollte ich einen Abstecher nach Pokljuka machen. Viele werden den Namen kennen. Für diejenigen, denen das nichts sagt, ein paar Fakten:

Die Hochebene der Pokljuka ist die größte geschlossene Waldfläche im Nationalpark Triglav.  Sie ist  20 Kilometer lang und auch beinahe so breit. Auf der Hochebene auf einer Höhe von 1.100 bis 1.400 Metern herrschten einst Buchenwälder vor.  Diese wurden allerdings im 19. Jahrhundert wegen der Holzkohleherstellung intensiv gerodet. Die Holzkohle war die Hauptenergiequelle für die Hüttenwerke.

Bekannt ist die Pokljuka vor allem durch die hier ausgetragenen Biathlonrennen. Das Biathlonstadion auf der Pokljuka liegt etwa 20 Kilometer von Bled entfernt. Seit der Saison 1992/93 finden hier regelmäßig Rennen im Rahmen des Biathlon-Weltcups statt. Pokljuka war zudem Austragungsort der Biathlon-Weltmeisterschaften 2001 und 2021.

Und nachdem ich leidenschaftlicher Biathlonfan bin, war es für mich eine Freude, dorthin einen Abstecher zu machen. 730 Höhenmeter und 32 Kilometer waren es zusätzlich. Nach ein paar Kilometer fing es an zu Nieseln und die Temperatur sank auf ca. 12 Grad. Macht nichts. Das Gepäck konnte ich an der Unterkunft lassen, bis auf den Rucksack. Und so ohne Gepäck ging es wie geschmiert nach oben. Das Stadion ist einfach die Anlage inmitten der Wälder der Hochebene von Pokljuka. Die Strecken, die im Winter mit den Langlaufski bewältigt werden, sind wie bei den meisten Biathlonzentren geteert und somit auch im Sommer für das Training der Athlethen mit Skirollern geeignet.

Nach 1:20 Fahrzeit und etwas umsehen war ich dann wieder zu Hause und wir haben den Nachmittag und den Abend bei Regen auf der Terrasse unserer Bleibe verbracht. Für Morgen sieht das Wetter wieder ab spätem Vormittag besser aus….

Tourismus

Unser Start ging von unserer Bleibe in Skofja Loka erst mal nach Krain. Bei dem Wort „Krain“ denkt man vermutlich schnell an die Musik der „Oberkrainer“. Ja, die Gruppe um Slavko Avsenik wurde weit über die Landesgrenzen bekannt und hat über 36 Millionen Tonträger (früher eher Platten und Musikkassetten, aber auch später CDs) verkauft. Slavko Avsenik war zunächst Skispringer in der Nationalmannschaft Jugoslawiens. Das Spielen auf der Steyrischen Ziehharmonika brachte er sich während der Militärzeit selbst bei und gründete sein Quintett „Original Oberkrainer“. Er prägte die Volksmusik und kreierte dabei einen ganz eigenen Stil. Er stammt tatsächlich aus dieser Gegend. Trotzdem ist die Musik keine slowenische Volksmusik. Es ist auch kein Landlerstil. Jedes Lied hat sogar Elemente des Jazz, sagt man. Ein eigener Stil halt.
Weiter ging es nach Bled. Der Verkehr wurde mehr und mehr. Jetzt am Montag reihte sich Auto um Auto, um an den Bleder See zu kommen. Heute ist zwar Pfingstmontag, aber hier kein Feiertag. Der Andrang ist vergleichbar mit dem Ansturm mit der Blechlawine von München in die Tegernseer und Schlierseer Berge zum Wochenende. Dementsprechend waren auch die Autofahrer etwas angespannter, als wir es im Rest des Landes erlebt haben. Der See ist natürlich eine Augenweide und echt sehenswert. Er ist das Pendant vom Tegernsee in Slowenien. Am Ufer kann man entlang spazieren oder Radeln. Baden oder Ruderboot fahren. Ruderfähren bringen einen auf eine kleine Insel. Schön, aber etwas überlaufen.
Die Weiterfahrt ging an unser eigentliches Ziel: ins Bohinj-Tal. Dort sind auch noch ordentlich Autos unterwegs. Am Talschluss befindet sich auch ein schöner See. In einem Seitental ist noch die Biathlon-Arena von Pokljuka. Gerne hätte ich die auch noch gesehen, aber 50 Kilometer Umweg und 900 Höhenmeter extra wollte ich dann doch nicht fahren. Das Tal ist ein tolles Gebiet für Mountainbike, Bergsteigen, Skitouren, und so weiter. Ein tolles Revier hier in den Julischen Alpen.
Morgen wird ab Mittag das Wetter schlechter. Da müssen wir uns am Vormittag sputen… Mal sehen, wie es weitergeht…

Heißer Juni

Uns haben schon mehrere Leute im Urlaub gesagt, dass der Mai und auch der Juni zu heiß im Vergleich zu anderen Jahren ist. Das hat sich heute und auch die letzten Tage voll bestätigt. Gestern die lange Etappe mit 1600 Höhenmeter war schon was. Heute wurde es mit 38 Grad noch heißer. In den Anstiegen blies nicht mal ein Fahrtwind entgegen. Genügend Wasser war wichtig, und das hatten wir uns mitgenommen. 3,5 Liter hat jeder von uns während der Tour getrunken.

Eine Pause gab es erst nach den größten Bergen auf der Tour. Wir ließen uns auf einem Dorfplatz neben der Kirche unter einer riesigen Linde nieder. Die Lindenblüten dufteten herrlich und der ganze Baum war ein einziges Gesumme. Tausende Bienen schwirrten um den Baum. Man hätte meinen können, man habe einen Tinutus…

Skofia Loka war unser Ziel. Eine netter Ort mit schöner Die Herrschaft des Ortes wurde 973 von Kaiser Otto II an Bischöfe von Freising gegeben. Diese Verbindung hielt bis 1803. Und wir haben uns schon gewundert, als wir auf der Speisekarte eines Restaurants einen Salat mit Namen „Freising“ gelesen hatten…

 

Heiße Etappe

Heute kann ich gar nicht so viel wissenswertes berichten, da das Radfahren im Vordergrund stand. Wir sind von Buzet über eine kleine Grenze bei Rakitovec nach Slowenien gefahren. Da gings erst mal ca. 500 Höhenmeter nach oben. Es wären 50 weniger gewesen, wenn wir nicht an einer Passage, die sich als sehr grobschottrig erwiesen hat, zurückgekehrt wären. 50 Höhenmeter verschenkt und dafür statt 2,5 Kilometer übler Schotterpassage einen gut rollenden Teer eingetauscht. Wir fanden, dass es sich gelohnt hat.

Im weiteren Verlauf des Tages mussten wir uns eine Unterkunft suchen, was von SA auf SO und auch noch Pfingsten nicht so einfach war. Aber etwa 10 Kilometer östlich der Tropfsteinhöhle von Postojna sind wir fündig geworden.

Dafür wurden es auch 92 Kilometer und 1600 Höhenmeter bei einer Hitze, die heute enorm war. 6 Flaschen Wasser je 1,5 Liter haben wir zu zweit getrunken. Morgen gibt es vermutlich wieder mehr wissenswertes.

Auf ins Trüffelland

Heute ging es weg von der Küste Istriens ins Landesinnere. Dabei folgten wir dem vor einigen Tagen beschriebenen, alten Bahnradweg – dem „Parenzana“. Nur in umgekehrter Richtung eben, von Porec (früher hieß der Ort Parenzo) weg landeinwärts.
Dies stellte sich als echt mühevoll heraus, denn die Bahntrasse ist fast ausschließlich grob geschottert. Das war auf Dauer nicht gut für den Allerwertesten, so dass wir uns nach 30 Kilometern auf eine Straßenalternative begaben.
Während der Tour waren die, wie Schnee anmutenden, weißen Flocken beeindruckend, die es regnete. Es ist die Pappel, die ihre Samen in weiße Fasern gehüllte Büschel zu Boden schweben lässt. Manche Stelle sieht aus wie eine verschneite Winterlandschaft. Und hier waren es oft ganze Bereiche, die von dem Pappelschnee bedeckt waren. Ein schönes Schauspiel.
Ziel unserer Tour war heute Buzet, das Zentrum des Trüffels in Istrien. Und damit meine ich nicht die schwarzen Schokoladenkugeln. Es geht hier um den berühmten und schmackhaften Pilz.
Heute war es echt heiß. Das Thermometer stieg zwar nur bis 29 Grad, doch die hohe Luftfeuchtigkeit machte es schwül und drückend. Abends gabs dann einen fetzen Regen. So hoffen wir, dass es morgen kühler beginnt, wenn es weiter durch die Berge geht und wir wieder nach Slowenien über die Grenze fahren. Ich befürchte nur, dass es morgen nach dem Regen ähnlich anstrengend wird.

Küstentour und Strandnachmittag

Es war heute auch kein Ruhetag. Die 45 Kilometer an der Nordküste entlang nach Porec brachten doch 400 Höhenmeter. Trotzdem waren wir um 14 Uhr an einem Hotel. All-inclusiv ist bei unseren Radreisen eher ungewöhnlich, aber das war eine gute Gelegenheit, mal einen, zumindest halben, Strandtag einzulegen.

Ich glaube wir sollten mal einen richtigen Ruhetag machen. Einfach mal einen Tag in einem schönen Hotel verbringen. Dann kann man den ganzen Tag entspannt Tretboot fahren. Wäre das schön. Aber ich glaube, dann kurble ich ganz alleine und das Tretboot fährt nur im Kreis… 😉

Als wir eincheckten haben wir alles auf italienisch abgewickelt. Wir haben bemerkt, dass hier sehr viele Einheimischen diese Sprache sprechen und wir halt kein Kroatisch. Als man unseren Ausweis verlangte war die Verwunderung groß. Der Herr am Tresen meinte, er hätte auch Deutsch mit uns gesprochen. Doch für uns ist es ein Treffen auf halben Weg und noch dazu hat italienisch zu sprechen mehr Urlaubsfeeling….

Dass hier so viele Menschen mehrere Sprachen sprechen hat mit der Historie von Istrien tun.  Die wechselhafte Geschichte der größten Halbinsel an der nördlichen Adria hat ihre kulturellen und sprachlichen Spuren hinterlassen. In der frühen Neuzeit war Istrien vierhundert Jahre lang unter Venezianischer Herrschaft, Ende des 18. Jahrhunderts besetzte Österreich das Land. Ab 1849 wurde das Gebiet gemeinsam mit Triest, Görz (Gorizia) und Gradisca österreichisches Kronland. Das Österreichische Küstenland, oder oft in der Mehrzahl die “Österreichischen Küstenlande”, bestanden bis 1861. Danach wurde das Gebiet bis zum Zerfall Österreich-Ungarns Österreichisch-Illirisches Küstenland genannt.

Der Erste Weltkrieg brachte die Wende. Durch den Vertrag von Saint-Germain im Jahr 1919 kam ganz Istrien als Teil der Region Julisch Venetien zu Italien. Das faschistische italienische Regime führte Ansiedlungen und Zwangsitalienisierungsmaßnahmen durch, die slowenische und kroatische Sprache wurden im öffentlichen Leben verboten. Etwa 12.000 Slowenen und Kroaten verließen wegen der schikanösen Regelungen ihre Heimat.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das neue Jugoslawien gegründet. Ein Hauptteil Istriens kam an die Teilrepublik Kroatien, der nordwestliche Teil gehörte bis 1954 zum Freien Territorium Triest. Dieses wurde dann auf Jugoslawien auf die Teilrepubliken Kroatien und Slowenien und Italien aufgeteilt.

Grausame Vergeltungsmaßnahmen in der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien gegenüber den Italienern waren die Folge. Über 90 % der italienischen Bevölkerung Istriens verließen als Esuli (dt. “Verbannte”) Istrien.

Gemeinsam mit einem Abkommen zum Schutz der Minderheiten wurden 1975 die Grenzen zwischen Italien und Jugoslawien vertraglich festgelegt. Damit wurden die Rechte der Minderheit in Jugoslawien – bzw. heute im kroatischen und slowenischen Teil von Istrien – garantiert.

Das Multikulti Istriens zeigt sich dem Besucher als erstes durch seine mehrsprachigen Ortstafeln und Wegweiser. In Kroatien und Slowenien sind auch die italienischen Ortsnamen auf den Ortstafeln zu finden. Italienisch ist für einige Bewohner die Muttersprache. In Touristenzentren kommt dann zur Kroatisch-Slowenisch-Italienischen Sprachmischung auch noch Englisch und manchmal Deutsch dazu. Der größte Teil der italienischen Minderheit lebt im nordwestlichen Teil Istriens und entlang der Küste Istriens. Im Landesinneren nimmt der Anteil stark ab.

Morgen geht es ins Landesinnere. Mal sehen, was uns der nächste Tag bringt. Da man es nicht genau weiß, ist es immer spannend…

Drei-Länder-Tour

Heute sind wir ordentlich weit gefahren. Drei Länder haben wir „beradelt“. Von Triest in Italien ging es durch Slowenien nach Kroatien. Gut, man muss dazu sagen, dass wir an der Küste entlang gefahren sind und Slowenien nur eine 46 Kilometer lange Küstenline hat. Mittendrin ist dabei Koper, der einzige Hafen Sloweniens. Ca. 1 Million Schiffscontainer werden hier pro Jahr umgeschlagen. Eine gewaltige Menge, wie ich meine. So ein Schiff sahen wir heute und es war voll bis obenhin mit Stahlcontainern.

Auf unserer Tour nutzten wir zumeist den Parenzana Bahntrassenradweg. Er ist auf der historischen Bahntrasse einer Schmalspurbahn (76 cm Spurbreite) von Triest nach Porec, das damals noch Parenzo hieß. Daher kommt der Name der Bahnstrecke „Parenzana“. Manchmal war es schon eine mühsame Angelegenheit, sich von einem Schild zum nächsten zu suchen. Dafür wurden wir mit tollen Blicken und eine Abgeschiedenheit ohne viel Verkehr belohnt. Der Untergrund war in Italien und Slowenien fast immer richtig gut. Auf der kroatischen Seite wurde es schon öfters richtig ruppig. 

Ich habe dabei bemerkt, dass wir heute viel mehr Kilometer gemacht und wesentlich mehr Zeit benötigt haben. Aber das hat sich gelohnt. Sonst wären wir nicht dorthin gekommen. Den Tipp gaben uns mehrere italienische Radfahrer schon in Triest. Unsere selbst geplante Tour gaben wir zunächst auf.

Deswegen hat es uns jetzt nach Umag in Kroatien verschlagen, was sich als sehr schöner, idyllischer Fischerort herausstellte. Gut, es könnte daran liegen, dass die Saison noch nicht so richtig Fahrt aufgenommen hat und es deswegen so ruhig und beschaulich wirkt. Heute gab es mal einen richtig guten Fisch zum Abendessen. Das hat sich gelohnt.

Morgen soll es weiter an der Küste entlang nach Süden gehen. Wohin es uns morgen verschlägt, wissen wir nicht. Das ist so schön dabei. Wir lassen uns einfach treiben….   

 

Der Golf von Triest

Von Grado fuhren wir heute weiter nach Triest. Dabei nutzten wir den Adria-Radweg. Dieser ist schön beschildert, zumindest bis Monfalcone und führt durch einige Naturschutzgebiete.

Triest verbinden viele mit Kaffee: Hier gab es schon um 1700 sog. Botteghe de Cafe (Kaffeehäuse). Seit damals bringen Schiffe aus der ganzen Welt Rohkaffee in den bedeutendsten Kaffeehafen des Mittelmeers. Jährlich werden ca. 10.000 Container mit gesamt 1 Million Kaffeesäcke á 60 Kilo Rohkaffee importiert.

Wie kann es anders sein, als dass eine bekannte Kaffeemarke hier ihren Stammsitz hat. Es ist die Firma Illy. Sie wurde 1933 von Francesco Illy gegründet und wird als Familienunternehmen in der dritten Generation geführt. In der Universität von Triest hält sie einen Lehrstuhl für Kaffeeverarbeitung.  

Wie kann es dann anders sein, als den Nachmittag mit einem Espresso ausklingen zu lassen.

Der Abend in der Stadt war zum Essen, Bummeln und Flanieren gut geeignet. Das Publikum ist recht jung. Triest als Universitätsstadt gibt sich hipp, modern, aber mit historischen Charme…

 

Mit Maulbeeren ans Meer

Nach einem üppigen Frühstück auf unserem Pferdehof ging es weiter auf dem Alpe-Adria-Radweg ging es weiter auf die Etappe nach Grado ans Meer. Vorher konnten wir noch von unserem Hausherrn viel erfahren, wie es ihm und den Menschen in der Gegend während der letzten zwei Covid-Jahre ergangen ist. Der Lebensstandard wurde einfach schlechter, weil viele von den Ersparten zehrten und die Gastronomie keine Ausgleichszahlungen vom Staat bekamen. Für ihn war es zu überleben, viele andere blieben auf der Strecke. Man sieht es auch an den vielen Ladengeschäften, die auf der gestrigen Radtour zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten werden. Sie hoffen, dass eine weitere, heftige Welle im Herbst ausbleibt.

Auf der Tour holten wir nach ein paar Kilometern eine Gruppe Alpe-Adria-Radler ein. 80 % mit E-Bikes natürlich. An einer Steigung schlossen wir zu den wenigen Selbststramplern auf und ich konnte es mir nicht nehmen lassen, die E-Bike-Fraktion noch einzuholen, bevor der Berg zu Ende war. Vermutlich war das nur möglich, weil die Leute kiloweise Klamotten anhatten, welche die Wattleistung des Motors beeinträchtigten und ich damit überhaupt eine Chance hatte. Gut, die Radler hatten meist nur einen kleinen Tagesrucksack dabei, weil sie einen Wagen für den Gepäcktransport von Ort zu Ort hatten. Ich muss mein 35-Kilo-Rad bewegen, aber mit 165 Puls, bei dem mehr Kleidung definitiv gestört hätte… Die Radler waren echt nette Leute. Rotarier, die bei befreundeten Vereinen vorbeischauten und Spenden für den Frieden sammeln.

An einer Stelle haben sie uns wieder eingeholt. Wir waren gerade beschäftigt  einen Maulbeerbaum zu plündern. Die Früchte sehen aus wie längliche Brombeeren, sind gerade zuckersüß reif und sehr lecker. Maulbeeren (Morus) gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Die Griechen verehrten die Früchte einst als Nahrung der Götter, bei den Römern galten die Bäume als Sitz der Weisheit. Ein paar Veteranen findet man mit etwas Glück noch in historischen Gartenanlagen, ansonsten wird die bis ins 17. Jahrhundert beliebte Obstart, die zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) gehört, nur noch in Südeuropa kultiviert. Seit einigen Jahren sind Maulbeeren jedoch auch in Deutschland wieder gefragt und kehren als pflegeleichte und dekorative Hausbäume an ihren angestammten Platz zurück. Sie gehören wie die Feigen zu den Maulbeergewächsen, sind also miteinander verwandt.

Nachdem man so eine Leckerei, und das noch reif, findet, füllten wir einige Kohlehydratspeicher der Muskeln mit den süßen Früchten auf. Es waren mehrere Bäume, die direkt am Radweg auf öffentlichen Grund wachsen. Daher hatten wir keine Hemmungen, uns zu bedienen. Ein Diebstahl (= in diesem Fall so was wie Mundraub) wäre sowieso einfach nachweißbar. Sollte man geschnappt werden würde es heißen: „Zunge und Finger herzeigen“ und schon wäre man überführt. Der Saft ist wie die Farbe, die man als Bankräuber gerne mitbekommt und die Finger und Diebesgut so einfärbt, dass man die Farbe lange nicht mehr abbekommt….

Bei der Stärkung hat uns die große Radlergruppe dann wieder überholt. Schade für sie, haben sie doch die Stärkung am Wegesrand versäumt.

Wir erreichten Udine und haben uns ins Zentrum gearbeitet. Nach eine Stück Pizza vom Straßenverkauf haben wir uns die Sehenswürdigkeiten angesehen. Schön ist die Stadt, das muss man sagen. Und es ist zur Zeit gar nicht so viel los. Die Touristensaison beginnt erst Ende Juni so richtig. Ach ja, und als wir gerade wieder losfahren wollten, kam die Radlergruppe an. Irgendwo mussten wir sie wieder überholt haben. Bei der Streckenführung haben wir etwas freerideartig abgekürzt. Auf jeden Fall fragten sie verdutzt, wie das sein kann. Wir hielten uns bedeckt und Elke setzte noch einen drauf, in dem sie sagte, dass wir auch schon gegessen hätten…. Strom im Akku allein reicht halt nicht…. Ẃir lachten über die Geschichte und verabschiedeten uns (schon zum dritten Mal).

Auf der Weiterfahrt sahen wir uns noch die bekannte Stadt Palmanova an.  Mallorca). Palmanova (furlanisch: Palme) ist eine Gemeinde mit ca. 5000 Einwohnern in der Region Friaul-Julisch Venetien. Sie wurde am Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt angelegt, und ihr typischer sternförmiger Grundriss hat sich bis heute erhalten. Das ist echt was besonderes, was man am besten auf der Landkarte sehen kann.

Weiter ging es nach Aquileia. Die dortige Basilika ist auch eine Berühmtheit. Berühmt ist Aquileia vor allem wegen seiner Mosaikböden, die aus verschiedenen Zeitepochen stammen und in mehreren Schichten übereinander liegen. Die größte Fläche stammt aus der Zeit des Bischofs Theodorus um 300, sie werden daher die „theodorischen Mosaiken“ genannt. Die späteren Bauten der Basilika selbst aus dem 11. Jahrhundert wurden über diese theodorischen Mosaiken gesetzt.

Ja, und nach 85 Kilometern erreichten wir Grado, den Badeort… oder vielmehr Stadt an der Adria. Hier ist es sehr touristisch und ist was los. Ganz anders als gestern, als wir noch auf dem Bauernhof den Tag ausklingen ließen.