Diesmal gibt es einen Bericht von zwei Tagen. Gestern konnten wir uns mangels Internet nicht melden. Wir waren gestern Abend nicht in Kroatien. Aber dazu gleich….
Gestern morgen fuhren wir von Dubrovnik wieder in Richtung unseres geparkten Autos in der Nähe von Split. Das Fazit ist, dass wir echt fasziniert waren von der Stadt und sich die Reise sehr gelohnt hat. Eines soll aber nicht unerwähnt bleiben – das sind die vielen Menschen in der Stadt. Und damit meine ich die Touristen. Sie sind eigentlich zu viel. Nicht wir zwei, aber in der Gesamtheit sind es wie wir gehört haben, befinden sich bis zu 25000 Touristen an einem Tag in der Stadt. Na ja, wir sahen an den Anlegestellen im Hafen bis zu drei mächtige Kreuzfahrtschiffe, die teils nur einen halben Tag blieben und die Stadt mit mehreren tausend Urlauber für ein paar Stunden regelrecht fluteten. Aber so ist es eben, wenn es etwas besonderes zu sehen gibt.
Gestern fuhren wir in den sogenannten Neum.Korridor. Wir übernachteten auch hier in Neum, und somit nicht in Kroatien, sondern in Bosnien-Herzegovina.
Die Geschichte des Korridors, der zu Bosnien gehört reicht weit zurück. Die zum Frieden von Karlowitz führenden Verhandlungen über eine territoriale Neuordnung Südosteuropas im Jahr 1699 brachten den Stadtvätern der Republik Ragusa (des heutigen Dubrovnik) die langersehnte Gelegenheit, ihrem übermächtigen Rivalen Venedig eins auszuwischen. Ragusas Diplomatie erreichte eine Grenzziehung, die dem Osmanischen Reich einen Meerzugang bei Neum gewährte. Der kleine Fischerhafen und das dazugehörige Hinterland hatten die Funktion einer Pufferzone zu den venezianisch kontrollierten Küstengebieten Dalmatiens. Nach dem Zerfall der Venetischen Republik bemühten sich die Österreicher vergeblich um eine Grenzbereinigung. Die Osmanen hielten an ihrem Besitz fest. Die Grenzziehung wurde 1945 von der jugoslawischen Bundesrepublik übernommen. Zur internationalen Grenze wurde der Korridor erst nach der Staatsgründung von Bosnien-Herzegowina im Jahr 1992. So kommt es, dass wir auf unserer Reise auch durch Bosnien fahren müssen. Auf dem Hinweg haben wir und beholfen, indem wir mit der Fähre auf die Halbinsel Pelejak übersetzten und somit einen Weg über das Wasser nach Dubrovnik nahmen.
Uns macht die Situation gar nichts aus, sahen wir jetzt ein kleines Stück eines anderen Landes, das uns auch weiter im Hinterland interessieren würde.
Mit dem Hinterland war es dann doch nicht so leicht. An der Grenzstation fernab der Hauptstraße wurden wir abgewiesen. Der Übergang ist nur für lokal Ansässige zulässig. Wir mussten über eine internationale Grenze. An so scharfe Grenzkontrollen ist man gar nicht mehr gewöhnt.
Das hieß für uns 14 Kilometer und ein paar hundert Höhenmeter Umweg. Gar nicht schön bei 40 Grad. Dann lief es aber unproblematisch. Wir fuhren in den Küstenort Neum (gesprochen Ne-um). Fast ausnahmslos Bosnische Kennzeichen. Auswärtige sah man sehr selten. Schade, denn der Ort hat viel Leben und einen schönen Strand.
Günstig ist es hier obendrein. Hier wird noch in Mark bezahlt. Ja, wirklich. Für uns in der D-Mark-Zeit aufgewachsenen ein netter sozusagen historischer Ausflug. Wie kam es dazu: bis 1998 wurden in den drei ethnisch kontrollierten Teilgebieten von Bosnien und Herzegowina drei verschiedene Währungen verwendet, der bosnische Dinar, die kroatische Kuna und der (neue) jugoslawische Dinar. Im inoffiziellen Sektor sowie als Anlagewährung war die Deutsche Mark weit verbreitet. Dies erleichterte die Entscheidung, die neue gemeinsame Landeswährung an die DM zu koppeln; zudem war Mark ein Name ohne unerwünschte politische Konnotationen und wurde von den Vertretern aller drei Volksgruppen akzeptiert.
Die Menschen sind sehr nett. Unsere Vermieterin war sehr nett und hilfsbereit zu uns, auch wenn wir praktisch kein Wort außer „Guten Tag“ und „Danke“ miteinander sprechen konnten. Aber internationale Zeichensprache und ein Lächeln hilft immer. Schon kurz nach dem Grenzübertritt hatten wir ein nettes Erlebnis. Unsere Getränkevorräte waren von der heißen Etappe (und dem Umweg…) erschöpft. Außerdem wollten wir einmal etwas Kühles trinken. Unter Tags trinken wir nur 40 Grad warmes Wasser aus den Radlflaschen. Ist noch Saft dabei, kann man von Früchtetee sprechen. Bäh… irgendwann kann man die Plörre (bayrisch „Frooschwasser“ – in Bayern nicht Frosch sondern Frooooosch ausgesprochen und somit kein Rechtschreibfehler) nicht mehr sehen und sehnt sich nach einem kühlen Bierchen…. Äh… jetzt währen des Radfahrens natürlich noch nicht. Aber nach einem kühlen Tonic, Saft, Cola oder so was in der Art. Gleich hinter der bosnischen Grenze fuhren wir einen kleinen Kramerladen an der Straße an. Nach dem Einkauf einiger Flaschen aus der Kühlung suchten wir nach einem Platz im Schatten des Geschäfts. Die Besitzerin des Ladens hatte auch gerade nichts zu tun und setzte sich vor das Geschäft. Sie bot uns gleich ein Sitzkissen und einen Stuhl neben ihrem an und schon waren wir im Gespräch. Wir unterhielten uns gut mit ihr. Dann kamen ein paar Arbeiter über die Grenze und kauften sich ein Bier. Sie setzten sich auch noch in unsere Nähe und schon war die Gesellschaft größer geworden. Gut, die beiden setzten sich anschließend wieder ins Auto und fuhren mit Bier intus weiter…. Wir verabschiedeten uns auch herzlich von unserer „Schatten- und Sitzgeberin“ und rollten weiter nach Neum. Ein nettes Erlebnis.
Von heute gibt es nichts spektakuläres zu berichten. Schlechte Wetterprognosen für die nächsten Tage mahnen uns zur Eile. So sind wir heute von Neum wieder über die Grenze nach Kroatien und die Küstenstraße in nördlicher Richtung gefahren. Etwa 65 Kilometer bis Drvenik. Hier setzten wir gleich heute mit der Fähre auf die Insel Hvar über. Eigentlich war das für morgen geplant, aber so sparen wir morgen Zeit. Angeblich kommt morgen Nachmittag schlechtes Wetter und wir sollten die Insel Hvar durchqueren.
Im nächsten Bericht werdet Ihr lesen, wie das Wetter dann wirklich geworden ist. Einheimische sagen, dass es oft sehr lokale Wetterunterschiede gibt. Vielleicht haben wir Glück….